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Gerry Griffin

Gerry Griffin im InterviewOMEGA Moonwatch Teil 2: Der Flight Director

Gerald Griffin ist ehemaliger Direktor des Lyndon B. Johnson Space Center der NASA in Houston. Er begann seine Karriere im amerikanischen Weltraumprogramm im Jahr 1960 und hatte verschiedene leitende Positionen in Staat und Industrie inne. Während des Apollo-Programms der NASA war er Flight Director der Mission Control und verrichtete in dieser Eigenschaft seinen Dienst für alle bemannten Apollo-Missionen. Er war Lead Flight Director bei drei Mondlandungen: Apollo 11, 15 und 17.

Beim Flug von Apollo 13 war Herr Griffin Leiter des Lunar Landing Team in der Mission Control. Als aufgrund der Explosion eines Sauerstofftanks die Mondlandung ausfallen musste, leitete er eines der Teams von Flight Controllers, die für die sichere Rückkehr der Astronauten zur Erde verantwortlich waren.

Im folgenden Interview erzählt Gerry Griffin die Erreignisse aus seiner Perspektive.

Als Präsident Kennedy das Ziel verkündete, Ende der sechziger Jahre einen Astronauten auf dem Mond landen zu lassen und sicher wieder zur Erde zurückzubringen, haben Sie und Ihre Kollegen bei der NASA da bereits an die Möglichkeit einer solchen Mondlandemission gedacht oder waren Sie von der Ankündigung des Präsidenten vollkommen überrascht?

Es war eine Überraschung, denn es war ein wagemutiges Unterfangen. Man darf nicht vergessen, wo wir damals standen: Ich beendete 1956 das College mit einem Abschluss als Luftfahrttechniker – also als Luftfahrtingenieur. Damals gab es die Bezeichnung «Raumfahrtingenieur» noch gar nicht. Dann wuchs alles in rasantem Tempo. Aber keiner hatte das alles wirklich ernst genommen, bis Sputnik auf der Bildfläche erschien. Plötzlich – wie aus dem Nichts heraus – war dieses Ding einfach auf einer Umlaufbahn. Ich meine, was bitte ist eine «Umlaufbahn»? Im Jahr 1960 konnte man wirklich noch nicht von Raumfahrtleuten reden. Die meisten von uns kamen aus der Luftfahrt oder waren Elektroingenieure, Maschinenbauingenieure, Ingenieure verschiedenster Disziplinen und Naturwissenschaftler. Aber ganz am Anfang hatten wir doch so gut wie keine Ahnung von der Raumfahrt. Trotzdem trauten wir uns zu, es zu schaffen. Ich erinnere mich, dass alle, die damals mit Raumfahrt zu tun hatten – Auftragnehmer, Mitarbeiter, der Staat – sich anschauten und jeder zum anderen sagte: «Was, wir sollen auf den Mond fliegen? Okay, dann lasst uns mal loslegen.» Natürlich war es eine Überraschung, aber eine mit solider Basis, auf der man aufbauen konnte, und mit vielen jungen Leuten, die sich daran machten, die Dinge in die Hand zu nehmen. Um ein solches Forschungsvorhaben in Angriff nehmen zu können, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: es muss eine vermeintliche Bedrohung vorhanden sein, und wir befanden uns damals in einem Wettlauf ins All mit der Sowjetunion. Es braucht eine durchsetzungsfähige Führung, die durch Präsident Kennedy und den U.S.-Kongress gegeben war. Und man braucht Ressourcen. Wenn alle diese Faktoren zusammenspielen – und das ist beileibe nicht meine alleinige Auffassung, denn der erste Mensch, den ich darüber sprechen hörte, war Neil Armstrong – dann kann man fast alles erreichen.

Die NASA hat den Flug von Apollo 13 als «erfolgreichen Fehlschlag» bezeichnet. Wie würden Sie die Apollo-13-Mission aus Ihrer Sicht beschreiben? Was haben wir daraus gelernt?

Wissen Sie, ich habe als technischer Berater an dem Spielfilm über Apollo 13 mitgearbeitet. Es gab da einige Dinge, die ich nach so langer Zeit nachprüfen musste und – offen gesagt – ich hatte mich damit kurz nach dem Flug nicht weiter beschäftigt, denn wir mussten uns mit den weiteren Flügen von Apollo 14, 15, 16 und 17 befassen. Als ich dann aber für den Film arbeitete, konnte ich mir die Zeit nehmen und mich ausführlich mit den damaligen Vorgängen und dem, was wir taten, auseinandersetzen. Heute kann ich sagen, dass Apollo 13 zwar nicht auf dem Mond gelandet ist, aber dass es so, wie es gelaufen ist, besser nicht hätte laufen können. Wir hätten die Jungs dort draussen auch auf dem Mond verlieren können oder auf einem der späteren Flüge unter vergleichbaren Bedingungen und vielleicht niemals erfahren, was die wahre Ursache dafür war. Sie hätten bei der Umrundung auf der Rückseite des Mondes eine Explosion haben können – vielleicht sogar schlimmer als das, was tatsächlich passiert ist. Oder sie wären möglicherweise niemals von der Rückseite zurückgekommen und so war es wohl ein glücklicher Zufall, dass es genau so gelaufen ist, wie es lief. Wir brachten das Raumschiff wieder nach Hause und haben genug vom Versorgungsmodul sehen können, um zu erkennen, was geschehen sein musste und herauszufinden, warum es dazu kommen konnte, und sorgten dafür, dass so etwas nicht wieder geschehen würde. Und genau dafür waren wir ausgebildet. Wenn Missionen gut verlaufen, dann ist deine Ausbildung gut und wichtig. Wenn ich aber an Apollo 13 zurückdenke, dann zeigte uns dieser Unglücksfall vor allem eines: Wir waren gut genug ausgebildet und diszipliniert genug, um mit einer noch nie dagewesenen Situation umgehen zu können. Wir hatten die so genannten Mission Rules schriftlich erfasst und darin stand: «Wenn dies ausfällt, dann ist das zu tun.» Aber für diesen Fall gab es keine Mission Rule, denn dieser Fall war schlicht einige Nummern zu gross. Es war etwas eingetreten, an das niemand von uns jemals gedacht hatte. Und nun raufte sich das Team zusammen, um die Jungs zurückzuholen. Wir zogen alle an einem Strang und zeigten, dass wir auch mit den schlimmsten Situationen umgehen konnten, die über uns hereinbrachen. Und gottseidank gab es ja auch noch das LEM, die Mondlandefähre. Denn dieses kleine Gefährt war es, das letztendlich den Rückflug sicherte, indem es Dinge aushielt, für die es niemals ausgelegt worden war. Es tat uns allen weh, dass wir es durch Verglühen in der Erdatmosphäre verlieren mussten, statt es auf die Erde zurückzuholen. Es war wirklich ein wundervolles Stück Technik. Jeder von uns dachte nur: «Was das für eine tolle Konstruktion war, die uns zurückgebracht hat, einfach klasse, diese Mondlandefähre!»

Was ist das Vermächtnis des Raumfahrtprogramms nach den Apollo-Missionen?

Was wir am Ende der Missionen erreicht hatten, war der erste Schritt nach draussen – die Loslösung von diesem Planeten. Wir begannen zunächst mit kleinen Schritten, angefangen mit Mercury über Gemini bis hin zu Apollo und lernten mit jedem Schritt enorm dazu. Natürlich machten wir auch Fehler, doch im Grossen und Ganzen haben wir es geschafft. Wir haben drei Astronauten bei der Brandkatastrophe in Apollo 1 verloren, eine Tragödie, die uns allen unter die Haut ging. Aber trotzdem haben wir langsam aber beharrlich auf unser Ziel hingearbeitet. Apollo war der erste grosse Schritt. Aber noch lange nicht das Ende. Ich glaube, dass wir bei Apollo genau das gemacht haben, was zu tun war. Wir haben dabei genug gelernt, um weitaus grössere Schritte zu machen, als wir sie seitdem tatsächlich gemacht haben. Die Raumstation ist natürlich auch eine gute Sache. Aber sie ist in einer erdnahen Umlaufbahn auf Tuchfühlung mit unserem Heimatplaneten. Das Team ist dabei weit weniger beansprucht als wir es damals waren. Die jungen Leute heute sind mindestens genauso gut wie wir, vielleicht sogar noch ein wenig smarter. Sie würden es zweifellos schaffen, uns zu neuen Horizonten zu bringen – keine Frage!

Abgesehen von Ihrer gut dokumentierten Karriere als Flight Director waren Sie auch Direktor des Johnson Space Center. Was war für Sie befriedigender: die direkte Mitwirkung an Missionen oder die Arbeit als Führungskraft?

Beide Tätigkeiten waren befriedigend und erfreulich, doch die Jahre der Apollo-Missionen machten mir mehr Spass. Einer der Gründe dafür ist, dass ich bei den Missionen eine riesige Verantwortung in einer operativen Umgebung trug. Ich war nicht zuständig für Verhandlungen mit dem Kongress. Ich musste nicht mit anderen Zentren und der NASA-Hauptverwaltung verhandeln. Wir waren einzig und allein damit beschäftigt, Menschen auf den Mond und sicher wieder zurück zu bringen. Bereits in sehr jungen Jahren hatte ich eine unglaubliche Verantwortung. Mit einem Wink beorderte ich einen Flugzeugträger von einem Ozean in den anderen, weil wir das Landegebiet geändert hatten. Diese Kombination aus Adrenalin, unmittelbaren Anforderungen und Begeisterung für die Sache machte unglaublich Spass. Als Direktor ist man nicht nur für das Kontrollzentrum, sondern auch für die Finanzierung und die Probleme der Leute verantwortlich. Zu meiner Zeit waren dort 3.300 Beamte und nochmal 10.000 Auftragnehmer, und wir hatten ein Budget von mehreren Milliarden Dollar. Ich muss sagen, es hatte seine schönen Seiten, denn es waren eine Menge Herausforderungen, die wir zu bewältigen hatten. Aber all das ist nichts im Vergleich zur Zündung einer Rakete, die wir mit 28.000 Stundenkilometern ins All befördern. Es gab nur diese Begeisterung und Befriedigung, etwas extrem Schwieriges durchzuführen und es richtig zu machen. Natürlich gibt es dabei auch Rückschläge, wie die Brandkatastrophe etwa, die uns alle sehr mitgenommen hat. Oder Apollo 13. Die Mission war nun wirklich kein Spaziergang, und doch taugt vielleicht gerade sie als ein gutes Beispiel dafür, wozu wir fähig sind, wenn es tatsächlich darauf ankommt. Nun, es waren zwei verschiedene Jobs mit zwei völlig unterschiedlichen Herausforderungen! Doch lassen Sie mich eins sagen: Wenn mich morgen jemand fragen würde, welchen Job ich lieber machen würde, ich würde nicht eine Sekunde zögern und ins Kontrollzentrum zurückgehen.

Was müsste passieren, um auf unserem Planeten die Begeisterung für die Erforschung des Weltraums wieder aufleben zu lassen?

Um die Idee der Erforschung wieder aufleben zu lassen, sind Ressourcen und ein guter Grund erforderlich. Ich bin der Meinung, dass derzeit die Ressourcen für ein derartiges Unternehmen nicht ausreichen. Ich denke, wann immer wir an einen Punkt kommen, an dem es heisst «das ist es, was wir tun müssen», dann bedarf es dazu genau derselben Voraussetzungen, die für Apollo gegeben waren: eine durchsetzungsfähige Führung, eine Bedrohung und Ressourcen. Wenn diese drei Dinge zusammenkommen, dann werden wir auch den nächsten Schritt wagen. Besteht die Möglichkeit, dass es jemals so weit kommen könnte? Ich denke, ja. Gerade heute, wo die gesamte Wirtschaft am Ende ist, glaube ich, dass es nur besser werden kann und hoffe, dass wir gemeinsam mit unseren Freunden in Europa und anderswo bereit sein werden. Ich denke, es wird eine internationale Anstrengung sein, wenn wir demnächst wieder zum Mond aufbrechen und anschliessend weiter zum Mars oder eines Tages gar zu einem weit entfernten Stern.

Während Ihrer Arbeit bei der Nasa, konnten Sie da nach der Arbeit einfach abschalten?

Es war schwer abzuschalten. Lassen Sie mich die Umstände näher erklären. Als ich das College verliess und in die Air Force eintrat, wozu ich mich verpflichtet hatte, tat ich vier Jahre aktiven Dienst in einem Jagdgeschwader. In einem Jagdgeschwader muss man sich den Aufgaben voll und ganz stellen, denn man macht dort gefährliche und riskante Sachen, man fliegt bewaffnet und so weiter – man muss also immer voll da sein. Es war eine bestimmte Art zu leben. Man wird zusammengewürfelt. Man ist berufsbedingt zusammengeschweisst. Die Familien gehören auch dazu. Wir arbeiteten und spielten zusammen. Als ich zur NASA kam, fand ich in den Kontrollzentren, in Mission Ops und Mission Control fast dieselben Bedingungen vor: hohe Risiken, wir mussten extrem vorsichtig sein, arbeiteten hart und hatten selten die Gelegenheit mal abzuschalten, besonders in den Jahren des Apollo-Programms. Nachdem wir drei-, viermal auf dem Mond gelandet waren, gingen die letzten Missionen etwas leichter von der Hand. Natürlich waren unsere Nerven trotzdem oft bis zum Zerreissen angespannt. Bei den letzten drei Missionen – insbesondere Apollo 15, 16 und 17 – waren wir schon ziemlich gut eingespielt. In dieser Zeit änderten wir unseren Schwerpunkt weg von einem reinen Transport hin zur eher wissenschaftlichen Arbeit. Was ich damit sagen will ist: von Apollo 8 bis vermutlich 12 etwa hatten wir alle Hände voll damit zu tun, die Jungs hinauf und sicher wieder herunterzubringen. Dreizehn war ein kleiner Rückschlag, 14 haben wir gut hinbekommen. Bei den Missionen Apollo 15, 16 und 17, als wir das Mondauto zur Verfügung hatten, veränderte sich auch meine Sichtweise – ich lernte die Geologen bei uns vor Ort kennen. Ich ging mit anderen Flight Directors hinaus ins Freiland und wir besuchten dort zusammen mit den Astronauten geologische Schulungen. Bis Apollo 15 haben wir so etwas nicht gemacht, da hiess es vor allem : «Lasst uns die Männer hochbringen und dann können sich die Wissenschaftler den Kopf darüber zerbrechen, wie man alles sinnvoll bergen kann, und daran arbeiten.» Wir waren keine Puristen, aber die Wissenschaft und ihre Ergebnisse waren nicht unser Hauptaugenmerk - das kam dann erst später. Wir begannen uns langsam auf das Ende einzustellen. Wir hatten ein besseres Raumschiff, wir hatten Mondautos und so weiter und konnten uns deutlich länger auf dem Mond aufhalten. Und damit veränderte sich auch die Sichtweise. Aber man war trotzdem immer rund um die Uhr dabei. Insbesondere während einer Mission, wie Sie ja wissen, konnte man in den Kontrollraum schauen und feststellen, dass sich immer erheblich mehr Leute darin befanden als Sitzgelegenheiten. Man konnte sich dem nicht entziehen – am Schluss setzte man sich auf die Stufen oder hielt sich irgendwo auf, wo ein Headset frei war, um mithören zu können. Es waren wirklich tolle Zeiten, die allerdings auch ihren Tribut von den Familien verlangten. Wir haben unsere Kinder häufig nicht aufwachsen sehen, und es gab viele häusliche Trennungen und Scheidungen und alle möglichen anderen Sachen. Aber… ich bin jetzt seit 51 Jahren verheiratet, ich habe es also gut getroffen! Es hat gehalten.

Herzlichen Glückwunsch! Ich glaube, dass die Familien dieser Ära zu den eigentlichen Helden im Hintergrund gehören.

Da stimme ich Ihnen voll und ganz zu. Sie alle haben die Hauptlast von vielen Dingen getragen, die wir taten. Und sie haben zweifellos nur geringfügige Anerkennung dafür bekommen.

Zum Schluss die Frage: Welche Grenze wird von der Raumfahrt als nächste überwunden?

Die NASA arbeitet an einem Projekt namens Constellation, das eine nette Verbindung zu Omega herstellt. Es geht darum, uns wieder auf den Mond zu bringen und anschliessend mit im Wesentlichen derselben Ausrüstung weiter zum Mars. Die Herausforderung wird die Finanzierung und unsere Fähigkeit sein, die Entschlossenheit aufzubringen und genug Finanzmittel zu mobilisieren, um das Projekt umzusetzen. Ich glaube nicht, dass es Zweifel daran gibt, dass wir das schaffen können. Die Ausrüstung stellt sich im Grossen und Ganzen aus dem zusammen, was von Apollo und dem Shuttle nutzbar ist, es sind also keine grundlegend neuen Dinge erforderlich, die erst noch erforscht werden müssten, um einsetzbar zu sein. Ich denke, dass wir es Schritt für Schritt angehen werden. Wissen Sie, ich habe auch davon gehört – und dem stimme ich auch voll und ganz zu – dass das «Wann» eigentlich nicht entscheidend ist, sondern eher das «Dranbleiben und sobald wie möglich umsetzen.»